Geschichte

Von Gerhard Fenske und Axel Herrmann
Über die Erstgründung haben wir leider keine Unterlagen mehr, da durch den Stadtbrand von 1758 das Rathaus mit dem Stadtarchiv ein Opfer der Flammen wurde.

Das Vereinssiegel auf Unterlagen aus den 30-iger Jahren des letzten Jahrhunderts und auch die Abbildung einer Medaille, verliehen durch den Deutschen Kaiser Wilhelm II an die Schützengilde Wusterhausen, weisen als Gründungsjahr 1713 aus. Der Chronist Altrichter schreibt 1888 zwar allgemein über das Schützenwesen in vorheriger Zeit, genaue Nachricht gibt es aber erst von der Neugründung im Jahre 1839.

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Auch die Schützenkönige der ersten Jahre sind bekannt: Gleich 1839 war es der Schlossermeister Knöpke, 1840 und 1841 Tischlermeister Höhner, 1842 Conducteur Göthing. Im Jahre 1888 errang der Gastwirt Erb die Würde des Königs. Weiterhin gab es in diesem Jahre als den ersten Ritter den Erbpächter Ramin und als zweiten Ritter Kaufmann Metscher. Der Kommandeur war in jener Zeit stets der jeweilige Bürgermeister. Damals gegenwärtige Offiziere, auch Schützenmeister genannt, waren folgende: 1. Apotheker Klemmer, 2. Kaufmann Jeck, 3. Zimmermeister Meyer, 4. Hauptmann Uthemann. Als Rendant der Schützenkasse wird Hauptmann Behr genannt, als Schützensekretär Mühlenmeister Moheit und als Fahnenträger Schmiedemeister Schüler.

Das Königsschießen fand noch bis zum Ende der dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts jeweils am 3. Pfingsttage statt. Bereits 1888 wird geschrieben, dass seit Jahren auch noch am Sonntag nach dem 15. August ein „Augustschießen“ abgehalten wurde. Etliche Jahre lang marschierte man zu den jeweiligen Festlichkeiten unter den Klängen der Blasmusik in die Lake, einem Waldgebiet zwischen Wusterhausen und Plänitz hinaus, wo auf dem noch heute als „Tanzsaal“ bezeichneten Ort das Schützenfest stattfand.

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Etwa 1890 wurde am See das Schützenhaus errichtet, das als Vereins- und Gasthaus fungierte. Der Wirt wohnte im Objekt. Erst 1926 kam die „Strandhalle“ hinzu, ein großer Saal. Die Jahreszahl ist bis heute noch im Putz erhalten. Nach 1945 erhielt die Gaststätte den Namen „Volksgarten“. Auf dem Ölbild des Malers Theophil Dombrowski vom Jahre 1917 sehen wir noch die meisten Schützen in der traditionellen Uniform: dunkelgrüner Gehrock, Zylinder mit Puschel. Auf den erhaltenen Fotos kann man sehen, dass nach dem 1. Weltkrieg nur noch wenige Wusterhausener Schützen den traditionellen dunkelgrünen Gehrock mit Zylinder und großen weißen Federpuschel daran trugen. Zu dieser Zeit bekamen die neuen Schützen eine graugrüne Jägeruniform, joppenartig mit Jägerhut. Etliche Schützen trugen auch einen schwarzen Gehrock mit Zylinder. Das waren die so genannten „Anwärter“.

Die zwanziger und dreißiger Jahre waren eine hohe Zeit des Schützenwesens in Wusterhausen. Diese verfiel mit dem Beginn des II. Weltkrieges, da viele Wusterhausener eingezogen wurden und oft nicht wiederkamen. 1945 wurden in der damaligen sowjetischen Besatzungszone alle Schützenvereine verboten, da sie als „militaristisch“ galten. Erst 45 Jahre später, kurz nach der Wende, bildeten sich in diesem Teil Deutschlands wieder neue Schützenvereine. 42 Gründungsmitglieder waren dabei.

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Der 29. Oktober 1993 steht als Neugründungsdatum des Schützenvereins Wusterhausen „Schützengilde Wusterhausen 1839 e.V.“ Das war schon ein bewegender Tag für die Schützenfreunde. Das Blasorchester spielte in der Speiseneinrichtung Rohde. Im Auftrag des Gründungskomitees begrüßte Gerhard Fenske zur Gründungsversammlung Gäste aus Glane (Bad Iburg) sowie aus der Partnerstadt Edewecht, die ebenfalls daran teilnahmen. Auch die Schützenvereine aus Kyritz und Neustadt erschienen mit repräsentativen Delegationen.

Fabelhafte Stimmung, straffe Gründungsdurchführung und die Wahl des Vorstandes durch die am Abend eingetretenen 42 Gründungsmitglieder waren für die Veranstaltung ein gutes Omen. Schützenbruder Adolf Heinrich wurde zum Präsidenten und Gerhard Fenske zum Vizepräsidenten gewählt. Die weiteren Mitglieder des ersten Vorstandes waren Hans-Günter Asmus als Schriftführer, Schatzmeister Wolfgang Regel, Sportwart Peter Hilbig und Jugendwart Dieter Müller.

Uhrmachermeister Eckhard Soldner überreichte dem neu gegründeten Verein eine Schützenkette aus dem Jahre 1909, die dem Schützenkönig J.S. Peters gehörte. Der Geschäftsvorgänger seines Vaters Paul Soldner, Uhrmachermeister Trapp hatte sie jahrzehntelang im Wäscheschrank verwahrt, um sie einem neugegründeten Schützenverein zu übergeben. Dieser Tag war nun gekommen!

Ein Höhepunkt war das erste Vogelschießen nach über 50 Jahren. Der erste Schützenkönig wurde Wilhelm-Friedrich Schramm. Aus den bescheidenen Anfängen mauserte sich der Verein. Der Verein hat einen anerkannten Vogelschießstand, wo die alljährlichen Könige gekürt werden. Für den jungen Verein bedeutete die Fahnenweihe am 29. April 1995, das bis dahin größte und eindrucksvollste Ereignis. 17 Vereine ließen es sich nicht nehmen, dabei zu sein. Der Vizepräsident des Brandenburgischen Schützenbundes, Hans Radtke, weihte die Fahne unter den Klängen der Landeshymne „Märkische Heide“.

1998 konnte die damalige Reparatur-Werkstatt der ehemaligen LPG durch den Verein erworben und in den Folgejahren nach und nach saniert werden. So entstand durch den großartigen Einsatz vieler Schützen ein Schützenhaus, auf das alle sehr stolz sind. Vorzeigbar ist auch der Schützenplatz. Seit 1999 ist die Schützengilde Wusterhausen mit einer Ausnahme jährlich Gastgeber des Kreisschützenfestes.

Im Jahr 2006 richtete die Schützengilde Wusterhausen erstmals den Landesjugendtag des Brandenburgischen Schützenbundes aus. Mit Lars Meyhak gewann ein Jugendlicher unseres Vereins das Landesjugendkönigsschiessen und vertrat im darauffolgenden Jahr das Land Brandenburg in Saarbrücken beim Bundesjugendkönigsschiessen.

Im Jahr 2012 wurden die 5 Bahnen für Luftdruckwaffen von Seilzuganlage auf die moderne elektronische Zielerfassung umgestellt. Die 5 MEYTON – Anlagen sind die ersten ihrer Art im gesamten Landkreis Ostprignitz-Ruppin.

2013, im 20. Jahr ihres Bestehens stellt die Schützengilde Wusterhausen 1839 e.V. erstmals den Landesschützenkönig. Beim Landeskönigsschießen in der Wittstocker Waldringhalle ließ der 27- jährige Lars Meyhak, der seit 11 Jahren Mitglied des Schützenvereins Wusterhausen ist, 28 Konkurrenten hinter sich und erzielte mit einem Teiler von 27,74 die beste Zehn des Wettkampfes. Der Teiler gibt hierbei den Abstand des Schusses in hundertstel Millimetern von der Mitte der beschossenen Scheibe an. Aus den Händen des Landesschützenkönigs des Jahres 2012, Stephan Pochert von der Schützengesellschaft Ruhland 1345 e.V. erhielt Lars Meyhak die Königskette des Brandenburgischen Schützenbundes (BSB). Der Präsident des BSB Rainer Wickidal überreichte die Ehrenscheibe und Wittstocks Bürgermeister Jörg Gehrmann überreichte ein Ehrengeschenk.

Der 25. Landesschützentag fand am 13.September 2014 in Werder an der Havel statt. Für unseren Verein startete beim Landeskönigsschießen Detlef Wolter und er tat dies mit Bravour. Als alle Kreisverbände des BSB und die vielen geladenen Gäste, unter ihnen auch der Landrat von Potsdam-Mittelmark, Wolfgang Blasig (SPD) auf dem Plantagenplatz in Werder angetreten waren, hallte es über die Lautsprecheranlage: „Landesschützenkönig 2014 mit einem Teiler von 28,8 ist Detlef Wolter von der Schützengilde Wusterhausen 1839 e.V.“ Die Landeskönigskette verbleibt in Wusterhausen, denn Lars Meyhak, Landeskönig 2013 übergab sie unter großen Beifall nun an seinen Vereinskameraden Detlef Wolter.

Das alljährliche Schützenfest, jeweils Anfang September, hat sich zu einem wahren Volksfest entwickelt, das mit Festumzug, Vogelschießen, Schützenball und vielen Volksbelustigungen zu den festlichen Höhepunkten der Stadt und Gemeinde gehört. Aber auch das Osterfeuer, Himmelfahrt als Familienfest, die Halloweenparty und die vielseitigen kulturellen Aktivitäten ziehen viele Besucher auf das Gelände an der Dosse.

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Die Schützengilde Wusterhausen 1839 e.V. will auch künftig alle guten Traditionen mit der Verbundenheit zur Stadt bzw. Gemeinde und dem Land vereinen, so wie es auf der Vereinsfahne geschrieben steht: „Ehre dem Verein, der Stadt und dem Land.“